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Ein besonderes Jubiläum war 1998 der Anlass für das erste Tübinger Bücherfest genau 500 Jahre war es her, dass in Tübingen das erste gedruckte Buch erschien. Ein großartiger Zeitpunkt für engagierte Tübinger Buchhändler und Verleger, dem Buch ein ganzes Festival zu widmen. Damals war noch nicht absehbar, dass die Veranstaltungsreihe rund um das gedruckte Buch selbst einmal ein Jubiläum feiern würde - heuer sind es 25 Jahre, dass das „Woodstock der Literatur“, wie es Roger Willemsen einst schmeichelhaft nannte, existiert und trotz aller technischen Neuerungen von vielen Fans aus ganz Deutschland alle zwei Jahre sehnsüchtig erwartet wird.
Ein gedrucktes Buch? Autorinnen und Autoren live bei einer Lesung? Ja die Faszination des Haptischen und des Authentischen ist ungebrochen, trotz EBooks, YouTube und Künstlicher Intelligenz. Gerade in der Literatur geht es um Begegnungen, um das Gespräch, um den unmittelbaren Eindruck, der sich nur mit einer Lesung erzeugen lässt - ganz zu schweigen von dem Zauber der Tübinger Altstadt mit ihren idyllischen Leseorten!
Die großen Themen der Menschheit, von der Liebe über individuelle, gänsehauterzeugende Verbrechen bis zum aktuellen Krieg, haben Platz in unserem Programm. Und immer wieder wird der Prozess des Schreibens selbst thematisiert, sei es in Judith Hermanns Poetik-Vorlesungen, in Doris Dörries Schreibworkshop oder bei Arno Geiger auf der Suche nach Geschriebenem aller Art.
Aber dem Fortschritt der Technik kann und will sich auch das Bücherfest nicht entziehen - es geht um ein gedeihliches Mit-, nicht um ein aggressives Gegeneinander. Wie Künstliche Intelligenz mit einem Autor interagiert, lässt uns Hannes Bajohr im Stadtmuseum wissen. Und die YouTube-Initiative der „Internationalen Thüringer Poetryfilmtage“ schlägt mit anspruchsvoll gestalteten Lyrik-Clips eine neue Seite der Literaturvermittlung auf. Auch der traditionell am Bücherfest-Wochenende stattfindende Antiquariatsmarkt hat ein großes Jubiläum zu verzeichnen: Das von Anfang an beteiligte Antiquariat Heckenhauer (einst die Lehrstätte Hermann Hesses) wird 200 Jahre alt und trägt einen Vortrag von Martin Dreyfus über Exilliteratur bei.
Ohne die Ideen und das Entgegenkommen unserer hochkooperativen Partnerinstitutionen wäre das Bücherfest nicht denkbar. Dafür danken wir - wieder einmal - ganz herzlich. Dass sich dieser Kreis um das Studio Literatur und Theater unter seiner Leiterin Nancy Hünger erweitert hat, ist ein besonderer Anlass zur Freude.
Nun bleibt nur noch, unser wunderbares Publikum in die Vielfalt der Literatur zu entlassen, allen ein feiernswertes Wochenende zu wünschen und zu hoffen, dass die Qual der Wahl eine konstruktive Spannung erzeugt. Wir freuen uns auf Sie!
